Singer Songwriter Thomas Gottschling ist auf dem Weg

„Egal wie weit“, „Gib mir die Zeit“, „Keine Macht der Welt“ und „Achterbahn“ sind Songs aus dem letzten Album „Besser spät als gar nicht“ von Singer-Songwriter und Musiker Thomas Gottschling. Aktuell ist gerade sein neuer Titel „Auf dem Weg“ am Start. Auch wir haben uns auf den Weg gemacht und den sympathischen Künstler getroffen.  Warum der deutsche Singer Songwriter ausgerechnet diesen Albumtitel gewählt hat, was der neue Song „Auf dem Weg“ mit seinem Credo: „Tu‘ das in deinem Leben, was dich wirklich erfüllt“ passt und was uns der Liedermacher in einem persönlichen Interview noch verraten hat, all das lesen Sie in unserem Beitrag aus der Rubrik „Kunst & Kultur“.

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Was ist eigentlich ein Singer Songwriter?

Wörtlich genommen steht der englische Begriff „Singer Songwriter“ allegemein für Musiker, welche zugleich Sänger und Songschreiber sind. Sie sind Liedermacher, die selber ihre Texte schreiben, vertonen und diese meist mit der Gitarre oder am Klavier singen. Den Liedern liegen meistens reale Ereignisse und persönliche Erfahrungen zu Grunde. Im deutschsprachigen Bereich wird der Singer-Songwriter auch mit dem Liedermacher gleichgesetzt.

Singer-Songwriter deutsch

Der Musiker und Songschreiber Thomas Gottschling ist auf dem Weg. Foto: (c) Jeremias Klein

Wie wird man Singer-Songwriter?

Im nachfolgenden Interview hat uns Thomas Gottschling seinen Weg zum Musiker und Songschreiber  erzählt und wie er zur Musik kam.

Thomas Gottschling: Geboren bin ich in Darmstadt. Während meines zweiten Lebensjahres zogen meine Eltern und ich in die Eifel, wo ich dann auch aufwuchs. Musikalisch war ich, glaube ich, von Kindesbeinen an. Ich erinnere mich, wie ich mit einem Teigklopfer, den ich aus der Küchenschublade meiner Mutter entwendet hatte, immer den „Beat“ der Jingles aus dem Werbefernsehen mitklopfte. Meine Mutter war deshalb ständig genervt, „… lass das doch!“. Sie erkannte, dass es mit dem Teigklopfer so nicht weiter gehen konnte und ich bekam eine Trompete geschenkt.

Ich erlernte dieses Instrument, wollte aber eigentlich etwas anderes – eine Gitarre. Die bekam ich dann auch und besuchte einen Gitarrenkurs und begann dann tatsächlich eigene kleine Songs zu schreiben. Nach einiger Zeit gründete ich meine erste Band „feelin‘ so fine“,mit der ich ausschließlich selbstkomponierte Stücke spielte. Wir waren regional recht bekannt, hatten u. a. Auftritte beim Südwestrundfunk (SWR). Zwischendurch spielte ich auch mal mit einer „Police“ Coverband. All das erweiterte meinen musikalischen Horizont.

Was sind deine musikalischen Vorbilder, wer inspirierte dich?

Von Anfang an gab’s für mich eine Band: Die Beatles. Ich besorgte mir alle Aufnahmen, schnitt alles was ich kriegen konnte auf meinem Kassettenrecorder mit. Cassettenrecorder – liebe Leser, falls ihr den Begriff nicht mehr kennt, bitte einfach mal googeln. Von meinem Taschengeld kaufte ich mir ein Buch über meine Lieblingsband, wo Song für Song aufgelistet war, wer ihn geschrieben hatte, welche Entstehungsgeschichte dahinter steckte und wer welche Instrumente gespielt hatte.

Es gibt ja jetzt, fünfzig Jahre nach der Entstehung, einen Film über die Recording-Sessions des „Let it be“-Albums. Sehr zu empfehlen. Was mich dabei fasziniert ist, zu sehen, wie beispielsweise Songs wie „Get Back“ entstanden sind. Man kann in dem Film erkennen, dass die Beatles auch nur mit Wasser kochten, aber mit sehr heißem! Vor allem blieben sie dran. Die Beatles spielten die neuen Songs, die gerade im Entstehen waren, immer und immer wieder durch. Sie änderten die Arrangements, bis sie nach vier Wochen des Probens, des Auf und Abs, der Konflikte, der menschlichen und musikalischen Auseinandersetzung das legendäre Rooftop Konzert auf ihrem Bürohochhaus spielten. Absolut inspirierend, nicht nur für Musiker!

Gab es außer den Beatles noch andere Künstler die dich beeinflussten?

Ja, natürlich. Als ich mit Gitarre anfing fand ich Neil Young sehr gut. Dann kamen „The Police“. „Message in a bottle“ ist einer meiner Allzeit-Lieblingssongs. Je mehr ich mich mit dem Songschreiben beschäftigte, desto mehr inspirierte mich die Art wie Sting seine Songs schrieb, vor allem auch seine Art Worte in Bilder zu verwandeln, die im Kopf des Hörers eine Geschichte erzählen.

Was fasziniert dich am Song writing?

Wenn ich einen Song schreibe, hat er immer etwas mit mir selbst zu tun. Das heißt nicht, dass ich immer alles so eins zu eins erlebt habe. Aber ich hatte und habe beim Schreiben immer ein bestimmtes Gefühl, welches ich mit meinen Texten transportiere. Und je nach dem in welcher Lebenssituation ich gerade stecke oder was mich gerade beschäftigt, darüber schreibe ich dann ein Lied. Ist gerade mal wieder eine Trennung in meinem Leben, dann schreibe ich halt darüber. Dann kann es auch mal ein bisschen sentimental werden.

Ich habe schon ein paar Mal von Menschen das Feedback bekommen, dass sie nicht wüssten, was mich zu dem entsprechenden Text bewogen hätte, aber sie gerade in einer Lebenssituation wären, wo sie ganz viel mit dem Song anfangen könnten. Das sind dann so Gänsehautmomente die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sind.

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Gibte es für  Dich einen Unterschied zwischen Singer Songwriter und Liedermacher?

Eigentlich bezeichnen beide Begriffe ja dasselbe, der eine englisch, der andere deutsch. Aber ich glaube in der Wahrnehmung sehen wir im deutschen den Begriff „Liedermacher“ so‘ n bisschen den Barden, der auf seiner akustischen Gitarre, mit seinen Liedern auf der Kleinkunstbühne steht. Und Singer Songwriter ist halt jeder, der seine eigenen Stücke schreibt. So gesehen war Mozart ein begnadeter Songwriter… Damals kannte nur noch niemand den Begriff.

Ich selbst stehe nicht nur allein mit meiner Gitarre auf der Bühne, sondern bin eher mit meiner Band, bestehend aus Keyboard, Drums und Gitarren unterwegs. Aber ein Song muss auch nur mit Gesang und ein oder zwei Gitarren funktionieren. Erst dann ist er meiner Meinung nach „gut“. Ich mag es total meine Songs auch mal nur mit einem akustischen Setup, sprich Akustischer Gitarre, Percussion und Klavier zu präsentieren.

Singer Songwriter Thomas Gottschling

Foto: (c) Jeremias Klein

Du hast eine längere musikalische Pause gemacht, warum?

Ganz ehrlich… ich hatte zugelassen, dass mein Traum Musik zu machen, und dass nicht nur für mich allein im Keller, von Selbstzweifeln, Sorgen und Alltagsproblemen verschüttet wurde.

Ich gründete eine eigene Firma, Familie, Kinder, Haus, da blieb wenig Zeit für die Musik und auch wenig Muße eigene Songs zu schreiben. Ab und zu landete ein Song in der Schublade…

Wann immer ich auf einem Konzert von anderen Bands war, da war sie wieder da, diese innere Stimme, „… da war doch was…, … du wolltest doch eigentlich…“. Der Traum meine eigene Musik zu machen und sie einem größeren Publikum zu präsentieren war einfach nicht tot zu kriegen.

Wann war der Zeitpunkt gekommen, die Schublade mit den Songs wieder aufzumachen, Neues zu schaffen und was war der Auslöser?

Das ist auch so eine „verrückte“ Geschichte. Es war an meinem Geburtstag vor ein paar Jahren. Ich wollte schon seit einiger Zeit den Dachboden aufräumen und hatte es schon länger vor mir hergeschoben. An jenem Tag hatte ich mich also endgültig aufgemacht und war die Leiter zum Dachboden hochgeklettert. Da traf mich erst mal der Schlag! Wo, um Himmels Willen, anfangen? Ich machte also die nächstbeste Schranktür auf und nahm den Karton der vorne stand. Ich fand darin alte Zeugnisse, Siegerurkunden von Sportwettkämpfen aus der Schulzeit und… Aufzeichnungen von ebenjenen Songs, die ich damals als Jugendlicher geschrieben hatte. Ich wusste gar nicht, dass diese noch existierten.

Ich setzte mich und dachte so über mein Leben nach. „… eigentlich wollte ich ja Musik machen in meinem Leben…“. Dieser Gedanke ließ mich dann einfach nicht mehr los. Ich packte meine Gitarre aus, die ich auch schon lange Zeit nicht mehr gespielt hatte. Zwischenzeitlich hatte ich einen sehr guten Keyboarder kennen gelernt. Ich spielte ihm verschiedene Songs vor, die, wie schon gesagt, seit längerem in der Schublade lagen. Sie gefielen ihm und wir beschlossen weiter daran zu arbeiten. Aus diesem Projekt ist dann auch das Album „Besser spät als gar nicht“ entstanden.

Wie ist der neue Song „Auf dem Weg“ von Singer Songwriter Thomas Gottschling entstanden?

Wie die meisten meiner Songs. Ich saß auf meiner roten Couch, spielte ein paar Akkorde auf meiner Gitarre und hatte sofort eine Melodie und ein paar Zeilen des Refrains. Ich wollte diesen Song mal mit einer anderen Besetzung aufnehmen und rief zwei befreundete Musiker, Gitarrist und Sängerin, an. Ich erzählte ihnen von meinen Plänen, vor allem auch von dem Video, dass in meinem Kopf schon so gut wie abgefilmt war. Kurz und gut, wir nahmen den Song auf und drehten am Meer in Holland das Video. Es ist, glaube ich, ganz gut geworden.

Das Thema des Songs ist auch mein Thema, „… ich bin auf dem Weg, will neue Horizonte sehen, so weit mein Herz mich trägt…“. Ziele zu haben ist gut, aber der Weg dahin muss auch Spaß machen.

Wie geht‘s jetzt musikalisch bei dir weiter? Was sind deine neuen Projekte?

Die letzten zwei Jahre war ja mit Auftritten leider nicht viel los. Ich habe daher diese Zeit genutzt an neuen Stücken zu arbeiten und diese zu produzieren. Ein neues Album ist aktuell in der Mache.

Gibt es eine Message, die du anderen mitgeben kannst, deren Träume auch noch in diversen Schubladen schlummern?

Auf alle Fälle. Wenn da irgendetwas ist, was du in diesem Leben noch machen willst… tu‘ es. Finde einen Weg das zu machen, was dich erfüllt. Und vor allem lass dich nicht durch andere davon abbringen. Und ja, es geht nicht von heute auf morgen. Ein bisschen Durchhaltevermögen und Anstrengung braucht man schon. Das Ergebnis ist es allemal wert. Wir sind alle „auf dem Weg“.

Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg.

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