Homeschooling 10 Tipps für erfolgreiches Lernen zu Hause
Am 19.01.2021 hat die Bundeskanzlerin gemeinsam mit den Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder beschlossen, dass alle Schulen und Kitas bis zum 15. Februar 2021 aufgrund der Corona-Maßnahmen weiterhin geschlossen bleiben. Dieser Beschluß und stellt Eltern, Lehrer und Schüler wiederholt vor eine große Herausforderung, da das Homeschooling den regulären Schulunterricht ersetzen soll. Dabei soll der Schulunterricht so gut es geht durch das sogenannte „Distanzlernen“ zu Hause fortgesetzt werden. Dies bedeutet im Klartext, dass die Kinder schulfrei haben, aber keine Ferien.
Besonders für berufstätige Eltern und erst recht Alleinerziehende ist der Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und Haushalt nicht immer einfach zu bewältigen. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen in unserem Ratgeber Tipps geben, wie Homeschooling und Homeoffice stressfrei und gut funktionieren können.
Homeschooling Deutschland soll Schulunterricht ersetzen
Durch die Corona-Maßnahmen sind Schulen und Lehrer erneut gefordert, ihre Schüler und Schülerinnen durch Homeschooling zu unterrichten. Dabei zählen zu ihren wichtigsten Aufgaben, alle Schulkinder mit Lernmaterial zu versorgen, erledigte Aufgaben zu korrigieren und den persönlichen Kontakt zu den Schüler zu halten.
Für Eltern und Alleinerziehende von schulpflichtigen Kindern ist das Lernen von zu Hause neben ihrer Arbeit im Homeoffice eine große Herausforderung. Neben ihrer Arbeit müssen Sie den Haushalt führen und zusätzlich auch die Rolle des Lehrers übernehmen. Dabei ist es wichtig, dass die Schüler Lerninhalte nachholen und vertiefen, damit sie den Anschluss nicht verlieren und Schulprüfungen erfolgreich bestehen. Dies alles unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach und birgt eine Menge Konfliktpotential.
Homeschooling mit den Kindern, während die Eltern im Homeoffice arbeiten – das ist schon für bildungsaffine Mütter und Väter eine riesige Herausforderung. Für Eltern, die nicht zu Hause sind, weil sie ihr Geld in Krankenhäusern oder Fabriken verdienen, die wenig als »Ersatzlehrer« geeignet sind und weder für jedes Kind ein eigenes Zimmer oder einen Laptop, stabiles Internet und einen Drucker zur Verfügung stellen können, ist es unmöglich. Leidtragende sind die Kinder. Sie laufen Gefahr, von den besser Geförderten abgehängt zu werden.
Zitat: SPIEGEL vom 22.01.2021 „Was wir jetzt für mehr Chancengleichheit tun müssten“
Elf Millionen Kinder und Jugendliche haben seit Dezember 2020 keinen regulären Unterricht. Im Homeschooling sollen sie unterstützt durch die Eltern von zu Hause aus digital lernen. (c) BÖGAZIN.DE
Was ist Homeschooling?
Unter Homeschooling versteht man Heimunterricht in den eigenen vier Wänden. Das bedeutet, dass der klassische Schulunterricht (Präsenzunterricht) nicht in der Schule sondern das Lernen zu Hause stattfindet. Bisher war Homeschooling in Deutschland nicht möglich, da eine gesetzliche Schulpflicht besteht.
Durch den Beschluss der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder sind bereits seit dem 16. Dezember 2020 alle Schulen und Kindertagesstätten aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen geschlossen. Eine Notbetreuung für systemrelavante Berufe findet weiterhin statt. Im aktuellen Beschluss wurde der Begriff des Homeschooling durch „Aussetzen der Präsenzpflicht“ und „Distanzlernen“ ersetzt.
Homeschooling 10 Tipps für erfolgreiches Lernen zu Hause
Das Lernen von zu Hause ist besonders für ein Kind im Grundschulalter eine besondere Situation. Es versteht viel schwerer, dass zwar keine Schule stattfindet, aber auch keine Ferien sind. Der nicht mehr existierende Schulalltag sowie der fehlende Kontakt zu Klassenkameraden ist eine große Umstellung für die meisten Kinder in diesem Alter. Sie benötigen in dieser Situation beim Homeschooling viel Zeit und bei der Bearbeitung von Aufgaben zusätzliche Unterstützung. Auch ältere Schulkinder haben zum Teil beim Homeschooling Probleme. Ihnen fehlt beim eigenständigen Lernen die ausreichend Selbstdisziplin und Motivation.
Auch Schulen, Lehrer und Lehrerinnen stellt das Lernen von zu Hause vor besondere Herausforderungen. Innerhalb kurzer Zeit mussten neue Lernkonzepte und Lehrmaterial entworfen werden. Zusätzlich benötigten man neue Kommunikationswege zwischen Schule und Schülern, welche manchmal schon an fehlenden E-Mailadressen scheiterten. Mittlerweile gehören diese Probleme meist der Vergangenheit an. Die Kommunikation zwischen Schule und Schülern findet auf diversen Kommunikationskanälen wie E-Mail, Messengerdienste und Schulwebseiten statt. Daneben existieren in den einzelnen Bundesländern Lernportale, wie beispielsweise Lernsax in Sachsen, über die für alle Schüler Lernmaterial, Videos und Aufgaben bereitgestellt werden sowie visuelle Lernkonferenzen stattfinden.
Damit Sie Ihre Kinder beim Homeschooling unterstützen können, haben wir für Sie einmal die besten Tipps zum Lernen von zu Hause zusammengefasst. So ist zum Beispiel ein Homeschooling-Stundenplan sehr hilfreich und gibt jedem digitalen Schultag zu Hause eine Struktur.
Homeschooling Stundenplan und Wochenplan für digitalen Unterricht erstellen
Ihr Kind ist von der Schule Unterricht nach Stundenplan gewohnt, nachdem es unterrichtet wird. Diese Gewohnheit sollten Sie nutzen und für jeden Wochentag klare Homeschooling-Zeiten festlegen. In den meisten Bundesländern erhalten die Schüler über Lernportale Aufgaben zur Verfügung gestellt, welche sie zu einem festgelegten Termin erledigen müssen. Erstellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Wochenplan, welcher einen täglichen Stundenplan mit Lernzeiten für verschiedene Schulfächer erhält. Dabei sollten Sie sich am Lernplan der Schule orientieren. Achten Sie dabei auf
- eine abwechslungsreiche Gestaltung
- verbindliche und realistische Ziele
- feste Startzeiten und Endzeiten
Beim digitalen Lernen Pausen einplanen
Damit Ihr Schulkind jeden Tag motiviert und lernwillig ist, sollten Sie daher im Homeschooling-Stundenplan ausreichend Pausen für Mahlzeiten, kleine Aktivitäten, Bewegungsgpausen und Entspannungspausen einplanen. Damit sich das Kind gut erholen kann, sollten Sie Pausen nicht am Arbeitsplatz machen.
Während die Kinder in den Bewegungspausen ihre angestaute Energie abbauen können, sind die Entspannungspausen Quelle für neue Energie und Konzentration beim Lernen. Eine tolle Ablenkung sind auch Haustiere für Kinder, mit denen in den Lernpausen gekuschelt und gespielt werden kann
Wichtig: Wenn der Homeschooling-Tag erfolgreich verlaufen ist, sollten Sie Ihr Kind mit einer Überraschung belohnen.
Einen festen Arbeitsplatz für Home-Schooling einrichten
Für ein erfolgreiches Lernen zu Hause sollte Ihr Kind einen festen Arbeitsplatz bekommen. Im Idealfall ist das ein Schreibtisch in einer ruhigen und hellen Umgebung. Ebenso können Sie aber auch den Küchentisch oder Esstisch als Kinderschreibtisch nutzen.
Damit das Kind beim Lernen und Erledigen der Hausarbeiten den Schreibtisch nicht verlassen muss, sollten sich auf der Arbeitsfläche alle benötigten Arbeitsmittel befinden. Da auch beim Lernen das Trinken wichtig ist, sollte in jeder Unterrichtstunde ein Glas Wasser auf dem Schreibtisch stehen. Nach dem täglichen Lernen sollte das Kind den Schreibtisch aufräumen.
Wenn sich der Arbeitsplatz im Kinderzimmer befindet, sollte Sie den Standort des Schreibtischs vom Spielbereich des Kindes abtrennen. Damit vermeiden Sie, dass sich Kinder beim Lernen ablenken lassen.
Für ein motiviertes Lernen und positives Lerngefühl beim Homeschooling sorgt ein aufgeräumter Arbeitsplatz, welcher ausreichend Platz für Arbeitsmaterial, Laptop oder Desktop-PC mit Keyboard und Maus bietet. Welcher PC oder Laptop sich für Homeschooling eignet und worauf Sie beim Kauf achten sollten, erfahren Sie in einem weiteren Beitrag.
Wie Kinder im Homeschooling kontrollieren?
Geben Sie Ihrem Kind im Homeschooling ausreichend Zeit, die gestellten Aufgaben in Ruhe zu erledigen. Vermeiden Sie ständiges Nachfragen und Kontrollieren Sie erst die Aufgaben nach einem angemessenen Zeitraum. Sie vermeiden so unnötigen Druck und bringen dem Kind Vertrauen und Wertschätzung entgegen.
Vor Erledigung Aufgaben mit dem Kind besprechen
Im Homeschooling soll Ihr Kind eigenständig Lerninhalte erarbeiten und gestellte Aufgaben lösen, ohne permanent kontrolliert zu werden. Um dies zu erreichen, empfehlen wir Ihnen, vorab jeder Lernstunde gemeinsam mit dem Kind Lerninhalte und Aufgaben zu besprechen. Auf diese Weise haben Sie die Möglichkeit, ihm offene Fragen zu beantworten und vorhandene Unklarheiten zu beseitigen. Danach lassen Sie das Kind selbstständig den Lerninhalt erarbeiten und die gestellten Aufgaben lösen. Besprechen Sie vor der Mittagspause gemeinsam mit dem Kind alle Fächer und Aufgaben, welche es bis dahin gelöst hat. Wenn Sie nach diesem Prinzip verfahren, vermeiden Sie ständige Rückfragen und Unterbrechungen während Sie im Homeoffice arbeiten.
Kindern beim Homeschooling Feedback und Hilfestellung geben
Da Ihr Kind beim Homeschooling kein Feedback vom Lehrer erhält, ist es nun besonders wichtig, dass es dies nun von Ihnen bekommt. Sagen Sie ihm, was es gut gemacht hat und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Vergessen Sie dabei das Loben nicht. Wenn es bei der Kontrolle der Aufgaben Fehler gemacht hat, fragen Sie noch einmal konkret nach und lassen Sie sich den Lösungsweg erklären. Vielleicht hat es auch die Aufgabenstellung falsch verstanden. Geben Sie soweit es geht Hilfestellung
Für digitalen Unterricht Lern Apps verwenden
Mittlerweile bieten zahlreiche Lern-Apps die Möglichkeit, einen interessanten digitalen Unterricht zu gestalten. Eine dieser Apps heißt „Anton“ und enthält Aufgaben und interaktive Übungen für Schüler von der 1, bis zur 10. Klasse.
Auch wenn nicht alle Schulfächer in dieser App enthalten sind, so bieten die nachfolgenden Schulfächer Fächer eine große Anzahl von Aufgaben:
- Deutsch
- Mathematik
- Sachkunde
- Biologie
- Musik
- Physik
- Deutsch als Zweitsprache
- Geschichte
Digitale Bildschirmzeit und App-Nutzung für Kinder festlegen
Da durch die erlassenen Corona-Maßnahmen sämtliche außerhäusliche Freizeitbetätigungen in Sportvereinen, Musikschulen und Ballettschulen ausfallen müssen, verbringen die Kinder ihre Nachmittage üblicherweise zu Hause. Die fehlende aktive Betätigung am Nachmittag wird bei den meisten Kindern durch die Benutzung digitaler Geräte wie Smartphone, Tablet oder TV kompensiert. Viele Eltern stehen vor der Frage, wie sie für Ihr Kind die digitale Bildschirmzeit und App-Nutzung regeln können. Die beste Lösung ist es, mit dem Kind ein tägliches Kontingent an digitaler Spielzeit von 30 bis 60 Minuten zur Verfügung zu stellen. Diese Zeit kann am Nachmittag und in den frühen Abendstunden genutzt werden.
Social Distancing – lassen Sie Kinder digital Freunde treffen
Im Normalfall treffen Kinder und Jugndliche ihre Freunde nach der Schule oft mehrmals in der Woche. Aufgrund der durch die Corona-Maßnahmen angeordneten Schulschließungen können sie ihre sozialen Netzwerke gegenwärtig nicht weiter pflegen. Hier ist es besonders wichtig, das Sie als Eltern für die gegenwärtige Situation Verständnis zu zeigen. Bestätigen Sie Ihre Kinder in ihren Wahrnehmungen und zeigen Ihnen, dass Sie für sie da sind.
Der Kontakt zu Gleichaltrigen in Schule und Freizeit spielt für die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung und für die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen eine große Rolle. Die Schule, aber auch Sportvereine, Musikschulen, Kirchengemeinden, Jugendhäuser etc. übernehmen in diesem Zusammenhang eine wichtige kontaktstiftende Funktion, die derzeit nicht ausgeübt werden kann, obgleich sie in diesen Zeiten besonders wichtig wäre. Vor allem fällt aber eine für Kinder und Jugendliche gleichermaßen wichtige Quelle von Wohlbefinden weg: Das Treffen von Freunden und Gleichaltrigen.
Quelle: Uni Kassel, 06.04.2020, „Kinder und Jugendliche in der Corona-Krise: Herausforderungen und mögliche Ansätze für pädagogisches und politisches Handeln“
Es ist mittlerweile erwiesen, das dass Social Distancing Kinder in ihrer natürlichen Entwicklung ausbremst. Um dem Gegenzusteuern empfehlen wir Ihnen, Ihrem Kind unbedingt digitale Alternativen zur Verfügung zu stellen. Wenn das Kind seine Freunde schon nicht treffen kann, so sind Videoanrufe per Whatsapp, Facetime, Telegram, Skype, Instagram oder eine Videokonferenz per Zoom eine gute Möglichkeit, um wenigstens virtuell in Kontakt zu bleiben. Aufgrund der besonderen Situation sollten Sie bezüglich der Häufigkeit und Dauer der digitalen Treffen ein wenig großzügig sein. Ihr Kind wird es Ihnen danken.
Rituale und Routinen schaffen Struktur
Kinder benötigen Rituale und Strukturen, welche Halt, Sicherheit geben und Ängste abbauen. So ist auch der Schulalltag von zahlreichen Ritualen geprägt, diese verschieden gestaltet und in unterschiedlichen Phasen des Schulunterricht eingebaut sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist in vielen Schulen der Morgenkreis, welchen Sie auch beim Lernen zu Hause übernehmen können.
Kinder profitieren von einem strukturierten Tagesablauf. Aus diesem Grund sollten Sie für Ihr Kind beim Homeschooling einen festen Tagesablauf planen, Dieser sollte die nachfolgenden Punkte entalten:
- feste Aufstehzeiten und Schlafenszeiten
- Begin der Lernzeit
- Bewegungszeiten und Sportzeiten
- feste Zeiten für Mahlzeiten
- Lernpausen
- Ende der Lernzeit
Führen Sie auch zu Hause gemeinsame Rituale ein. Damit zeigen Sie Ihrem Kind: „Du bist nicht allein.“ Sehr gut eignen sich hier der bereits erwähnte Morgenkreis und gemeinsame Sportübungen, wie beispielsweise Yoga.
Als weitere Routine sollten Sie täglich gemeinsam mit dem Kind den Stundenplan und die zu erledigenden Hausaufgaben besprechen.
Homeschooling ist kein Schulersatz!
Ein paar Worte zum Schluss. Bitte verlieren Sie nie aus den Augen, dass auch das beste Homeschooling keinen Schulunterricht ersetzen kann! Das Lernen zu Hause kann nur eine gewisse Zeit den regulären Schulbetrieb überbrücken. Es kann ihn aber keinesfalls ersetzen.
Eltern sind keine ausgebildete Pädagogen, welche sich in den schulischen Fächern auskennen. Daneben müssen sie das Homeschooling mit ihrer Arbeit im Homeoffice und zusätzlicher Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Dies wird vielleicht nicht immer gelingen. Auch Kindern fällt es viel schwerer, sich zu Hause wie in der Schule zu konzentrieren. Zu groß ist machmal die Ablenkung beim Lernen zu Hause.Doch mit den Tipps aus unserem Ratgeber „Homeschooling“ möchten wir allen Eltern und Alleinerziehenden das Lernen zu Hause ein wenig erleichtern.
In der Corona-Zeit war das Homeschooling für uns eine große Umstellung. Die Balance zwischen Arbeit und Unterricht zu finden, war schwierig, aber mit der Zeit haben wir unseren Rhythmus gefunden. Die Kinder sind selbstständiger geworden.
Homeschooling hat mir gezeigt, dass Schule mehr ist als nur Unterrichtsstoff. Während der Pandemie wurde mir klar, wie wichtig soziale Kontakte für das Lernen sind. Dennoch war es beeindruckend, wie kreativ wir zu Hause geworden sind.
Die Erfahrung, meine Kinder während der Pandemie zu Hause zu unterrichten, war anstrengend, aber auch bereichernd. Es erforderte viel Geduld und Organisation, aber am Ende war es schön, die Fortschritte der Kinder aus nächster Nähe mitzuerleben.
Homeschooling hat uns als Familie näher zusammengebracht. Die Corona-Zeit war nicht leicht, aber wir haben es geschafft, gemeinsam neue Lernmethoden zu entwickeln. Ich war überrascht, wie gut mein Kind mit dem Stoff zurechtkam.
Während der Corona-Zeit war Homeschooling für uns eine echte Herausforderung. Ich habe gemerkt, wie schwierig es sein kann, sich zu Hause zu konzentrieren. Dennoch hat es uns auch gezeigt, wie flexibel Lernen sein kann. Wir haben viel als Familie gelernt.