Vasektomie: Verhütung, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist

Von Kondom über Antibabypille, Spirale bis hin zu Sterilisation und Vasektomie gibt es zahlreiche Verhütungsmethoden. Alle Methoden zur Verhütung haben individuelle Vorteile und Nachteile. Um sich für eine geeignete Methode zur Schwangerschaftsverhütung zu entscheiden, spielen Faktoren wie Alter, Beziehungsstatus sowie Kinderwunsch eine wichtige Rolle.

Während für junge Menschen, Singles und bei wechselnden Partnerschaften das Kondom nach wie vor den besten Schutz vor Schwangerschaft und Infektionen bietet, suchen Paare innerhalb einer festen Beziehung sowie Ehe nach anderen Lösungen, wenn ihr Kinderwunsch erfüllt und die Familienplanung abgeschlossen ist. Dann stellt sich für Partnerin und Partner die Frage nach einer geeigneten Verhütungsmethode.

Durchaus besteht bei vielen Paaren sogar der Wunsch nach einer dauerhaften Unfruchtbarkeit. Doch insbesondere, was die Sterilisation bei der Frau bzw. Vasektomie beim Mann anbetrifft, sind Paare häufig verunsichert, ob sie mit dem operativen Eingriff die richtige Entscheidung treffen. In unserem Ratgeber gehen wir auf Pro & Contra operativer Methoden sowie weitere Verhütungsmethoden ein, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist.

Verhütung – eine Frage von Alter & Lebensziel

Junge Frauen und Männer möchten ihr Leben genießen, eine Ausbildung absolvieren, beruflich Fuß fassen, die richtige Partnerin oder den richtigen Partner finden. Bis dahin ist der Gedanke daran, eine Familie gründen zu wollen, meist noch in weiter Ferne. Eine ungeplante Schwangerschaft kann die Lebensgestaltung ordentlich durcheinanderbringen, weshalb sie nicht dem Zufall überlassen werden sollte.

Richtig verhüten ist keine Entscheidung, die Mann oder Frau nur einmal im Leben trifft. Welche Methode zur Empfängnisverhütung geeignet ist, hängt immer von der aktuellen Lebenssituation des Singles oder des Paares ab.

Kommt für junge Menschen die Sterilisation der Frau bzw. Vasektomie des Mannes nicht in Betracht, kann sich dies im Verlauf des Lebens ändern. Ebenso ist die Einnahme der Antibabypille oder eine natürliche Methode zur Empfängnisverhütung nicht immer passend.

Verhütung mit Kondom – Empfängnisverhütung & Schutz vor Ansteckung

In junger Lebensphase ist das Verhüten mit Kondom fast immer die beste Methode, da bei sorgfältiger Anwendung Kondome gleichzeitig vor Schwangerschaft und ansteckenden Krankheiten den höchsten Schutz bietet.

Kondome haben zudem den Vorteil, dass sie als mechanische Verhütungsmethode nur bei Bedarf genutzt werden kann. Weder muss sich die Frau eine Spirale einsetzen lassen, noch muss sie auf eine Methode zurückgreifen, bei der durch Hormone verhütet wird. Auch im Vergleich zu natürlicher Empfängnisverhütung punkten Kondome durch einfache Handhabung sowie spontane Einsatzmöglichkeit.

Dennoch gibt es auch Nachteile, weil das Aufziehen im richtigen Moment als störend empfunden und das hauchdünne Gummi selten als gefühlsecht wahrgenommen wird. Ähnlich verhält es sich bei Verhütung mit Diaphragma oder Femidom.

Der sogenannte Pearl-Index ist eine Beurteilung zur Sicherheit verschiedener Verhütungsmethoden. Dieser liegt bei richtiger Anwendung von Kondomen etwa bei 2, bei Diaphragma bei 1 bis 20.

Verhütung in einer festen Beziehung

Da in einer festen Partnerschaft das Risiko für ansteckende Erkrankungen kaum noch eine Rolle spielt, entscheiden sich junge Paare zugunsten anderer Methoden, um ihre Zweisamkeit ungetrübt genießen zu können. Temperaturmethode, Antibabypille, Minipille, Dreimonatsspritze, Hormonpflaster, Hormonspirale, Kupferspirale oder Spermizide kommen dann innerhalb einer festen Beziehung ebenfalls in die engere Auswahl.

Vorteile dieser Verhütungsmethoden sind darin zu sehen, dass sie eine hohe Sicherheit gegen eine ungeplante Schwangerschaft bieten. Diese Verhütungsmittel können abgesetzt bzw. weggelassen werden, wenn im Rahmen der Familienplanung der Zeitpunkt für Nachwuchs gekommen ist.

Dauerhafte Verhütungsmethoden bei abgeschlossenem Kinderwunsch

Für Paare, die bereits Kinder haben und deren Kinderwunsch abgeschlossen ist oder die sich gemeinsam gegen Familiengründung entscheiden, kommt eine Sterilisation zur dauerhaften Verhütung in Betracht.

Vasektomie – Sterilisation des Mannes

Als Vasektomie bzw. Vasoresektion wird die Sterilisation beim Mann bezeichnet. Die klassische Vasektomie ist ein kleiner operativer Eingriff, für den lediglich eine lokale Betäubung durch Injektion mit einer Spritze erforderlich ist.

Der Eingriff erfolgt ohne Vollnarkose. Beidseitig wird die Haut mit einem kleinen Schnitt (0,5 cm – 1 cm) geöffnet, um den Samenleiter zu durchtrennen und ein kleines Stück des Samenleiters zu entfernen. Beide Enden werden verödet sowie mit Faden abgebunden, danach die Öffnung der Haut mit einer Naht verschlossen.

Neben der klassischen Vasektomie kommt auch Non Skalpell Vasektomie (NSV) oder  No Needle No Skalpell Vasektomie (NN-NSV) in Betracht.

Der Minimaleingriff NSV erfolgt unter örtlicher Betäubung ohne Skalpell und ohne Hautschnitte. Stattdessen punktiert und spreizt der Operateur die Haut, um beide Samenleiter zu durchtrennen. Anders als bei NSV wird bei NN-NSV auch auf die Betäubung mit einer Spritze verzichtet. Per Luftdruck wird das Betäubungsmittel  nadellos in die Haut gepresst.

Bei allen Vasektomien handelt es sich um minimale Eingriffe, welche pro Seite jeweils zwischen 15 und 20 Minuten dauern.

Sterilisation der Frau

Bei der Sterilisation wird die Frau durch einen operativen Eingriff unfruchtbar gemacht. Die Operation wird unter Vollnarkose über eine Bauchspiegelung durchgeführt. Dies dauert etwa eine Stunde. Im Uterus werden die Eileiter verschweißt oder mit einem Clip abgeklemmt. Der Weg, den die weibliche Eizelle oder Spermien über die Eileiter zur Gebärmutter nehmen, wird dauerhaft blockiert, eine Einnistung verhindert. Das laparoskopische Verfahren dauert etwa 30 Minuten und kann entweder ambulant oder in einer Klinik durchgeführt werden.

Risiken bei Sterilisierung & Vasektomie

Sowohl beim Mann, wie auch bei der Frau bestehen allgemeine Risiken, wie sie bei jeder Injektion oder Operation auftreten können. Dazu zählen Infektion, Blutungen, Schädigungen von Blutgefäßen, Verletzungen des umliegenden Gewebes, Probleme bei der Wundverheilung.

Lässt sich die Frau sterilisieren, besteht ein höheres Risiko durch die Vollnarkose. Zudem kann es während der Operation zur Verletzung von Darmwand oder inneren Organen kommen.

Wie sicher ist die Unfruchtbarmachung bei Mann & Frau?

Wurde Mann oder Frau sterilisiert, besteht eine hohe Wirksamkeit, um eine Schwangerschaft zu verhüten. Beim Mann beträgt der Pearl-Index 0,1, bei der Frau liegt sie etwa zwischen 0,1 und 0,3. Bei der Einnahme der Pille liegt der Wert zwischen 0,1 und 0,9, der Pearl-Index für Kondome beträgt zwischen 2 und 12, bei der Temperaturmethode zwischen 0,8 und 3.

Lässt sich der Mann sterilisieren, ist er nicht sofort nach der Vasektomie unfruchtbar, weshalb für die nächsten 4 bis 5 Monate verhütet werden muss. Erst, wenn anhand von Untersuchungen bestätigt wird, dass keine Spermien mehr produziert werden, gilt der Mann zeugungsunfähig.

Mann oder Frau – wer sollte sich sterilisieren lassen?

Innerhalb einer Partnerschaft treffen Partner und Partnerin die Entscheidung gemeinsam, welche Verhütung für beide die beste ist. Dies gilt natürlich auch, wenn nach abgeschlossenem Kinderwunsch das Sterilisieren als dauerhafte Verhütungsmethode in Betracht kommt.

Grundsätzlich sollten beide Beziehungspartner miteinander abwägen, wer von beiden sich sterilisieren lassen will. Alter, Gesundheitszustand sowie allgemeine Risiken bei einem solchen Eingriff sind Kriterien, welche bei der Entscheidungsfindung zu Rate gezogen werden sollten.

Da bei Vasektomie des Mannes insgesamt weniger Risiken bestehen und auch ein schnelleres Verheilen eintritt, entscheiden sich Paare tendenziell eher dazu, dass sich der Mann sterilisieren lässt. Dennoch bleibt es für jedes Paar stets eine individuelle Entscheidung, bei der die ganz konkrete Lebenssituation beider Beziehungspartner zu berücksichtigen ist.

Wichtige Abwägungskriterien bei Sterilisation & Vasektomie

Neben der Frage, ob sich Frau oder Mann sterilisieren lässt, ist grundsätzlich sorgfältig abzuwägen, ob die dauerhafte Unfruchtbarmachung überhaupt die richtige Entscheidung für das Paar ist. Auch alleinstehende Frauen und Männer, bei denen der Kinderwunsch erfüllt ist, sollten anhand nachfolgender Überlegungen abwägen, wenn kein Kinderwunsch besteht oder definitiv ihre Familienplanung abgeschlossen ist.

Ab welchem Alter kann man sich sterilisieren lassen?

Eine dauerhafte Unfruchtbarkeit bzw. Zeugungsunfähigkeit durch operativen Eingriff nach abgeschlossenem Kinderwunsch wird von Experten frühestens ab einem Alter von 30 Jahren empfohlen, insofern definitiv für beide Partner die Familienplanung abgeschlossen ist.

Zudem belegt diese Geburtenstatistik, dass sich Paare im Durchschnitt erst im Alter von über 30 Jahren ihren Kinderwunsch erfüllen.

Frauen, die wegen gesundheitlicher Gründe nicht schwanger werden sollten, können sich auch früher sterilisieren lassen.

Allerdings geben Ärzte und Beratungsstellen zu bedenken, dass viele Frauen und Männer selbst nach reiflicher Überlegung Sterilisation bzw. Vasektomie bereuen. Etwa dann, wenn sich nach Jahren die Lebenssituation ändert. Die Wiederherstellung von Fruchtbarkeit bzw. Zeugungsfähigkeit ist kaum möglich.

Aus diesen Gründen lehnen verantwortungsbewusste Gynäkologen sowie Urologen verfrühte Eingriffe ab oder empfehlen eine Beratung, wenn im Vorgespräch begründete Zweifel bestehen.

Neuer Kinderwunsch nach Sterilisation

Im Leben verläuft nicht alles nach Plan. Lebensziele können sich ändern, ebenso wie die Lebenssituation selbst. Auch, wenn man als glückliches Paar gemeinsam entschieden hat, dass sich Frau oder Mann sterilisieren lässt, kann das Schicksal dazu führen, dass einige Jahre später diese Entscheidung als Fehler empfunden wird.

Trennung, Scheidung, neue Partnerschaft sind häufigste Gründe, warum Männer und Frauen Sterilisierung bzw. Vasektomie bereuen. Auch schwere Schicksalsschläge wie Tod von Partnerin, Partner oder Kind können dazu führen, dass trotz abgeschlossener Familienplanung erneut ein Kinderwunsch aufkommt.

Insbesondere, wenn sich eine innige Liebesbeziehung zu einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin ohne Kind entwickelt, erwächst in der neuen Beziehung oft der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind.

Sterilisierung & Vasektomie: Entscheidung reifen lassen

Wenngleich die Unfruchtbarmachung bei Mann und Frau keinen absolut zuverlässigen Schutz vor Schwangerschaft bietet, gilt die dauerhafte Zeugungsunfähigkeit bei Männern bzw. Sterilisation der Frau als eine der sichersten Verhütungsmethoden. Dies kann innerhalb der Beziehung ein Pluspunkt sein, wenn man sich nach abgeschlossenem Kinderwunsch keine Gedanken mehr über das Thema Verhütung machen muss.

Aber eine solch weitreichende Entscheidung sollte beim Paar reifen, sorgfältig abgewogen und von beiden einvernehmlich getroffen werden. Dabei sind immer auch unangenehme Abwägungen in den Entscheidungsprozess einzubinden. Würde man die gleiche Entscheidung treffen, wenn die Beziehung zerbricht, Partner oder Partnerin stirbt, die Kinder älter werden? Solche Überlegungen können hilfreich sein, um sich für oder gegen den Eingriff zu entscheiden.

Foto: (c) Andrea Piacquadio auf pexels

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