Cetinje – zu Besuch im kulturellen und historischen Zentrum Montenegros
Wer nach an die Adria nach Montenegro reist, sollte es auf keinen Fall versäumen, auch Cetinje zu besuchen. Die ehemalige Hauptstadt Montenegros, zwischen der Adria und der Bucht von Kotor, lockt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten und begeistert seine Besucher als geschichtsträchtige Kulturhauptstadt. Auch wir haben auf unserer Reise Centinje, welche bis 1918 Hauptstadt Montenegros war und heute noch der Amtssitz des montenegrinischen Präsidenten ist, besucht und waren beeindruckt.
Cetinje – Lage & Anreise
Die Stadt Cetinje liegt zwischen Podgorica und Budva am Fuße des Lovćen, dem Hauptgebirge Montenegros. Die Anreise nach Montenegro kann bequem mit dem Flugzeug oder Auto erfolgen. Beides ist sehr gut möglich.
Da das Land an der Adria mit seinen vielen Panoramastraßen seine Besucher zur Erkundung auf vier oder zwei Rädern einlädt, haben wir uns für die PKW-Variante entschieden und haben die Reise nach Montenegro im Elektroauto 100 % elektrisch absolviert.
Die beste Reisezeit, um die alte Königsstadt zu besuchen, sind die Monate Mai bis Oktober. Die beiden heißesten Monate sind Juli und August (zwischen 25 und 30 Grad Celsius), sie sind außerdem die Monate mit den wenigsten Niederschlägen. In der Stadt und der Region um Cetinje herrscht ein gemäßigtes Klima, was auf die Lage in 670 Metern Höhe zurückzuführen ist.
Cetinje – das historisch und kulturelle Zentrum Montenegros
Das älteste Gebäude der Stadt Cetinje ist die Vlaska Crkva – die walachische Kirche – die um 1450 von Hirten gebaut wurde. Diese besuchten wir auch gleich zu Beginn unserer Stadterkundung.
Die Gründung der Stadt, erfuhren wir, erfolgte allerdings erst im Jahr 1482, als der Gründer Ivan Crnojevic seinen Regierungssitz in die Nähe des Lovcen-Massivs verlegte. Der Sitz war bis zu diesem Zeitpunkt die Stadt Zabljak, nahe dem Skadar See, welche aber damals durch die Osmanen bedroht war.
Cetinje war vom Ende des 15. Jahrhunderts bis 1918 die Hauptstadt Montenegros. Heute ist es Podgorica, in Cetinje befindet sich nach wie vor der Amtssitz des Präsidenten. Das kulturelle und historische Zentrum Montenegros war und ist sie bis heute – das steht für uns gleich am ersten Tag fest.
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Kulturdenkmäler & Sehenswürdigkeiten
Bei unserem Besuche in Cetinje wurden wir stark von den vielen gut erhaltenen Gebäuden angezogen. Neben früheren königlichen Häusern und Regierungsgebäuden finden Sie gut erhaltene Paläste, welche in Museen umgewandelt wurden. Sehr sehenswert sind auch einige Botschaftsgebäude aus vergangenen Zeiten, denen Sie unbedingt einen Besuch abstatten sollte. Eines davon ist das Botschaftsgebäude der ehemaligen Monarchie Österreich-Ungarn.
Vlaska Kirche
Die Kirche wurde um 1450 von Walachen, wie damals die Hirten genannt wurden, erbaut. Sie war der Grundstein eines später von Ivan Crnojevic, dem Gründer der Stadt, aufgebauten orthodoxen Klosters. Heute präsentiert sich die Kirche als schlichter, einschiffiger Bau, welcher auf den Fürsten und späteren König Nikola I zurückzuführen ist.
Das Kloster von Cetinje
Unser nächster Stopp war das Kloster der Stadt, welches wir nach einem gemütlichen Spaziergang in wenigen Minuten erreichten, ohne auf einen fantastischen Coffee-to-go zu verzichten, welchen wir uns in einem der Cafés von Cetinje gönnten. Das heutige Gebäude wurde erst im 18. Jahrhundert gebaut, da es zuvor immer wieder zerstört und aufgebaut wurde. Es wirkte auf uns sehr schlicht. Einzig die wiederverwendeten Kapitelle von Säulen aus dem ursprünglichen Gebäude stachen hervor und waren wunderbare Fotomotive.
In einer kleinen Kapelle im Hof des Klosters können Sie die Hand von Johannes dem Täufer und ein Stück des Kreuzes von Christus betrachten. Das Kloster von Cetinje gilt als das spirituelle Zentrum Montenegros und ist dem orthodoxen Heiligen Sveti Petar geweiht.
Parkanlagen und Residenzbauten von Cetinje
In der Geschichte war Cetinje oft Sitz von Königen, Fürsten und später auch Präsidenten. Die historischen Gebäude und die Parkanlagen der Stadt verraten viel von ihrer Bedeutung in der Vergangenheit. Uns als Besucher haben sie immer wieder in Staunen versetzt. Die Parks der Stadt luden uns immer wieder ein, zwischen unseren Besichtigungen kurze Pausen einzulegen. Der Njegosev Park mit seinen von Bäumen gesäumten Wegen, ist uns dabei besonders gut in Erinnerung geblieben. Hier kann man die besuchten Sehenswürdigkeiten optimal Revue passieren lassen.
Njegos Museum Biljarda
Dieser Palast mit seinen wuchtigen Türmen war die Residenz von Petar II. Petrovic-Njegos, dem Fürstbischof von Montenegro. Der Herrschaftssitz wurde im 19. Jahrhundert von den Russen finanziert und auch gebaut. Seinen Namen bekommt das heutige Museum vom ersten Billardtisch Montenegros, der auch heute noch neben Dokumenten und persönlichen Gegenständen von Petar II. bestaunt werden kann.
Reliefkarte von Montenegro
Eine für uns absolut erstaunliche Sehenswürdigkeit war eine Reliefkarte von Montenegro in einem Pavillon neben dem Museum Biljarda. Diese Karte mit ihrer akribischen Liebe zum Detail wurde bereits 1916 von einem Generalgouverneur Österreich-Ungarns befohlen. Sie wurde in den Jahren 1916 und 1917 von Kartografen, Künstlern und Soldaten in einem Maßstab 1:10.000 hergestellt und misst sagenhafte 256 Quadratmeter.
Neben den Bergen und Tälern Montenegros weist sie Kirchen, Häuser, Straßen und Wege, Brücken, Eisenbahnlinien und Felder aus. Hier könnten wir Stunden verbringen und würden immer noch Neues entdecken.
König Nikola Museum
Nikola I. Petrovic-Njegos war von 1860-1918 der letzte Herrscher Montenegros. Ihm ist dieses Museum im Schloss, in dem er residierte, gewidmet. Beim Besuch des Schlosses, fängt man das Flair des Hofes ein, das durch die Möbel, Gegenstände und Bilder zum Leben erweckt wird. Obwohl das Museum im zweiten Weltkrieg geplündert wurde, bietet es uns noch viele staunenswerte Exponate.
Das Festungsgebäude Tablja
Direkt in den Hügeln hinter dem Kloster von Cetinje befindet sich ein Rundturm – der Tablja. Der Turm wurde mit dem Plan, ein Verteidigungsgebäude zu erreichte, von Petar II. begonnen, allerdings nie fertiggestellt. Später wurde es dafür benutzt, um wichtige Gäste der Stadt mit Salutschüssen, von dort abgefeuert, willkommen zu heißen. Uns eröffnete sich ein schöner Blick auf die ehemalige Hauptstadt Montenegros.
Blaues Schloss
Das Schloss des Thronfolgers Danilo wurde in nur einjähriger Bauzeit im Jahr 1895 erbaut. Mit seinem Bau hatte man die besten italienischen und lokalen Baumeister beauftragt. Das Blaue Schloss wurde von Thronfolger Danilo bis Mitte 1910 als Residenz genutzt. Heute dienen die Räume des Schlosses als Galerie.
Mausoleum von Bischof Danilo
Ein ebenfalls sehr sehenswertes Monument ist das Mausoleum von Danilo I. Er war der Gründer des Hauses Petrovic-Njegos und Erzbischof von Cetinje. Der Weg zum Mausoleum führt an der südwestlichen Seite des Klosters vorbei. Gemeißelt wurde das Denkmal aus einem Stein von Ljubovic, einem Hügel in der Nähe von Podgorica. Der Entwurf stammt von der montenegrinischen Prinzessin Jelena und wurde im Jahr 1896 vom französischen Architekten Frouchet und vom Bildhauer Vautiere umgesetzt.
Das Nationalmuseum von Montenegro in Cetinje
Das Nationalmuseum besteht aus insgesamt 5 einzelnen Museen, welche alle in kurzen Spaziergängen erreichbar sind: Dem Kunstmuseum, einem ethnographischen Museum, einem historischen Museum und den beiden zuvor erwähnten, dem Njegos-Museum und dem Museum des Königs Nikola.
In den Ausstellungen findet man Werke jugoslawischer Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert und eine einzigartige Sammlung montenegrinischer Künstler. Das Highlight für uns war die Ikone der Mutter Gottes von Philermos, welche in einem besonderen Raum – der Blauen Kapelle ausgestellt ist. Mit diesen Museen bietet Cetinje auch ein absolut fantastisches Programm für regnerische Tage.
Zetski Dom
Der Zetski Dom in Cetinje gilt als das erste Theatergebäude in Montenegro und wurde vom Architekten Josip Slade aus Trogir entworfen. Das Kulturgebäude, dessen Räume als Theater, Bibliothek und Museum geplant worden, wurde zum größten Teil aus Spenden finanziert. Diese kamen aus allen Teilen Montenenegros und weiteren Ländern. Der Bau, welcher im Jahr 1884 begann, wurde dem 400. Jahrestag der Verlegung der Residenzstadt vom Obod nach Cetinje gewidmet. Allerdings verzögerten sich die Bauarbeiten bis ins jahr 1888, so dass die erste Theateraufführung, „Die Zarin vom Balkan“ von Nikola I. Petrovic‘, im noch nicht ganz fertiggstellten Theatersaal erfolgen mußte.
Lovcen Nationalpark
Zwischen Kotor und Cetinje liegt der Lovcen Nationalpark. Neben der beeindruckenden Landschaft und einem atemberaubenden Panoramablick, welchen wir auf unzähligen Fotos festhalten mußten, kann man im Nationalpark auch das Mausoleum von Petar II. Petrovic Njegos besichtigen. Es ist das meistbesuchte Ziel im Nationalpark am zweithöchsten Gipfel des Massivs (Jezerski Vrh mit 1.655 Metern Höhe), welches natürlich auch von uns besucht wird.
Während die Auffahrt von Kotor kommend mit vielen Serpentinen anspruchsvoll ist, ist die Anfahrt von Cetinje gut ausgebaut und angenehm zu bewältigen. Das Mausoleum ist das höchstgelegene Grab der Welt und als Besucher erreicht man es über 461 Stufen – wir haben nachgezählt! Es wurde im Jahr 1974 fertiggestellt und raubt uns mit seinen beeindruckenden Figuren und Skulpturen den Atem.
Vermutlich ist es die Mischung aus der Grabstätte und dem Panoramaausblick, die den Besuch zu einem unvergesslichen Moment werden lassen. Die Bucht von Kotor auf der einen Seite und die Städte Cetinje, Podgorica und der Skadar See auf der anderen Seite ergeben schlicht und einfach ein fesselndes Panorama.
Die Dörfer der Region Cetinje
Die Region um Cetinje hat neben dem Nationalpark aber noch weitere Highlights zu bieten. Bemerkenswert für uns waren die kleinen Dörfer – Rijeka Crnojevica auf der einen Seite und Njegusi auf der anderen.
Njegusi ist ein Bergdorf, welches durch eine alte Straße von Kotor aus erreichbar ist. Im Dorf selbst findet man die Geburtshäuser Pertar II. Petrovic Njegos und Nikolas I. Aber auch die Genießer kommen hier auf Ihre Kosten. Das Dorf wird immer wieder in Verbindung gebracht mit dem dort produzieren Njegusi-Käse, dem dort hergestellten Schinken und dem vorzüglichen geräucherten Schaffleisch.
Beim Verkosten und bei unserem Einkauf erfuhren wir, dass viele Besucher Montenegros auf ihrer Reise meistens ein zweites Mal zum Einkaufen kommen. Die als Mitbringsel gedachten Spezialitäten werden oft bereits unterwegs verzehrt und wer will nicht den Geschmack des bereisten Landes mit nach Hause nehmen.
Rijeka Crnojevica ist das Tor zum Skadar See. Begründet wurde dieses kleine Fischerdorf durch die Errichtung eines Hauses, welches sich Bischof Petar I. 1810 bauen ließ. Während das Dorf bis zum Ende das 19. Jahrhunderts das Handelszentrum Montenegros schlechthin war, ist es heute ein überschauberes verschlafenes Dorf, welches zum Verweilen einlädt.
Cetinje – unser Fazit
Für uns steht fest, dass die Stadt Cetinje und die Region um den Nationalpark auf keiner Reise nach Montenegro fehlen darf. Die Mischung aus dem historisch-kulturellen Zentrum Montenegros und dem kolossalen Massiv des Lovcen-Gebirges haben uns stark beeindruckt und die Speicherkarten unserer Kameras gut gefüllt.
Unser Tipp: Bleiben Sie zwei Nächte in Cetinje und lassen Sie die alten Residenzen und historischen Gebäude auf Ihre Seele und Ihr Gemüt wirken. Sie werden die entschleunigende Wirkung der Stadt bald spüren.
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